Das Gericht hat die verrechneten Müllpfand-Klauseln für unzulässig erklärt, was wichtige Fragen zur Wirksamkeit und Fairness von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bei großen Festivals aufwirft. Bauer, „Festivalprofessor“ und Experte für Festivalmanagement, forscht seit 2018 an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf zu Themen rund um Festivalmanagement und Nachhaltigkeit.
In einer groß angelegten Studie in Deutschland mit rund 3.500 Teilnehmenden hat sein Team festgestellt, dass weniger als 10 % der Festivalbesuchenden das Thema Nachhaltigkeit persönlich als wichtig einstuften. Bauer: „Wenn den Fans das Thema nicht wichtig ist, befinden sich die Veranstaltenden umso mehr in der Verantwortung. Es braucht innovative, alternative Strategien, um Festivalgäste zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen. Das Müllpfand, grundsätzlich eine gute Idee, ist einer dieser alternativen Ansätze. Es stupst die Menschen in die richtige Richtung. Und das ohne Verbote und erhobenen Zeigefinger. Im Fachjargon sprechen wir hier vom Nudging.“
In einer weiteren qualitativen Untersuchung zum Thema „Nudging“ – also der sanften Beeinflussung von Verhaltensweisen ohne Zwang – stellte das Team von Festivalprofessor Bauer fest: „Ein zentrales Ergebnis unserer Studie war, dass das Müllpfand oft mit unerwünschten Nebeneffekten verbunden ist. Einige Festivals berichteten uns, dass manche Gäste absichtlich mehr Müll produzierten. Sie profitierten dadurch von den Rückerstattungen, wie beispielsweise Getränkemarken. Diese Verhaltensweisen zeigen, dass unklare und willkürlich umsetzbare Regelungen zu Fehlanreizen führen können.“
Für Prof. Bauer ist daher klar: „Nachhaltigkeit auf Festivals erfordert weit mehr als nur Regelungen, die für alle gleichermaßen gelten. Veranstaltende müssen alternative, gezielte Anreize schaffen, die nachhaltig wirken und die gleichzeitig auch rechtssicher sind. Nur so können Festivals und Fans einen echten Beitrag zum Umweltschutz leisten.“
Seit April 2018 leitet Prof. Dr. Johannes Matthias Bauer den Masterstudiengang Kommunikationsmanagement an der IST-Hochschule für Management. Er ist darüber hinaus Prodekan am Fachbereich Kommunikation & Wirtschaft. Sein Forschungsschwerpunkt ist das Thema Festivalmanagement. Hierzu hat er bereits mehrere Studien publiziert.