Messewirtschaft vor dem Kollaps

Die Situation des Messewesens in Deutschland ist unverändert dramatisch! Viele Messebauer und -dienstleister stehen vor dem coronabedingten Ende – sollte die am 30. Juni auslaufende Förderung nicht noch einmal verlängert werden. „Der Worst Case droht“, sagt Dr. Stefan Terkatz, 1. Vorsitzender des IG Messewesen e. V.

„Mindestens 30 Prozent der Messebau-Unternehmen verschwinden und bis zu 231.000 Menschen gehen in die Arbeitslosigkeit. Zusätzlich droht ein dauerhafter Verlust der KfW-Kredite, die viele Unternehmen im Messewesen nicht mehr tilgen können“, so der promovierte Wirtschaftswissenschaftler. „Das Einzige, womit sich dieses Szenario noch abwenden lässt, ist eine Verlängerung der Finanzhilfen,“ so Terkatz.

Warum ist die Lage von Unternehmen des Messewesens besonders dramatisch?

Terkatz führt eine Vielzahl von Gründen an:

  • Im Vergleich zur Zeit vor Corona findet 2022 nur etwa die Hälfte der Messen statt – und selbst diese sind nur zu 60% ausgelastet.
  • Trotz einer sinkenden Anzahl geplanter Messen können nicht alle Aufträge für Stände entgegengenommen werden. Der Grund: Viele Messen finden wegen pandemiebedingter Verschiebungen parallel statt.
  • Aufgrund von Messeabsagen zu Jahresbeginn fehlen die Einnahmen aus den umsatzstärksten Monaten Januar bis März.
  • Nimmt man die Tilgung der KfW-Kredite hinzu, kommen viele Messebauer und -dienstleister jetzt an die Grenzen ihrer Liquidität – eine Insolvenzwelle droht.

Hinzu kommen Probleme, die auch andere Branchen kennen, etwa: 

  • Fachkräftemangel – 49 % der angestellten und 55 % der freien Mitarbeitenden, laut einer Umfrage unter Mitgliedern der IG Messewesen, sind abgewandert.
  • Steigende Rohstoff-, Transport- und Lohnkosten – Messeteilnahmen werden für viele Aussteller unbezahlbar
  • Starke Volatilität der Preise für Glas, Holz und Plexiglas – Messebauer können trotz Kundenanfragen keine Angebote für den Herbst schreiben, weil sie nicht wissen, wie die Preise sich entwickeln.

Welche Auswirkungen haben die jüngsten Lockdowns in China auf die Messewirtschaft?

Chinas Zero-Covid-Strategie führt zu zwei Entwicklungen: Einerseits fehlen chinesische Aussteller und Besucher auf deutschen Messen, andererseits fällt das Land als Messestandort für europäische Aussteller aus. Wenn nun auch der „Messeweltmeister Deutschland“ wankt, könnte es zu einer globalen Messekrise kommen, da Ausweichstandorte fehlen.

Wie sind die Forderungen der IG Messewesen?

Innerhalb des Verbands werden Synergie-Effekte genutzt; diese gegenseitigen Unterstützungen bieten IG Messewesen-Mitgliedern einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Allgemein aber stellt Terkatz klare Forderungen für die Messewirtschaft: „Die Politik darf uns jetzt nicht im Stich lassen, die Förderung muss über den 30. Juni hinaus verlängert werden. Wir sind dem Wunsch der Politik gefolgt und haben unsere Mitarbeitenden in Kurzarbeit geschickt, statt sie zu entlassen. Die Kosten dafür werden wir ab dem 1. Juli 2022 tragen. Daher müssen wir weiter unterstützt werden. Der 30. Juni als Frist ist ein völlig willkürliches Datum, das nichts mit dem tatsächlichen Inflationsgeschehen zu tun hat.“

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